Erntedank nicht nur für Brot und Feldfrüchte

Stadtpfarrer König erinnerte: Auch Kinder sind ein Geschenk Gottes

 

Rotbackige Äpfel, süße Birnen und Trauben, prachtvolle Kürbisse, alle Arten von Gemüse, bunte Blumen und dazwischen ein großer Laib Brot - einmal im Jahr finden alle die reichen Gaben von Feld und Garten ihren Weg in die christlichen Kirchen. Erntekronen und farbenfrohe Arrangements    schmücken am ersten Sonntag im Oktober den Platz vor den Altären, weil evangelische und katholische Christen das Erntedankfest feiern.

 

 

Die Idee, mit einem Fest für die Gaben der Natur zu danken, hat ihren Ursprung mit Sicherheit schon in vorchristlicher Zeit. Eine gute und reichliche Ernte, dass war etwas, was der Mensch zu keinen Zeiten allein in der Hand hatte - es gab immer eine Gottheit oder ein höheres Wesen dem der Dank für Brot und Feldfrüchte zukam. Das Erntedankfest, wie es in unseren Breiten gefeiert wird, geht vermutlich ins 3. Jahrhundert auf römisches Brauchtum zurück.

 

 

Das Erntedankfest soll deutlich machen, dass der Mensch die Schöpfung Gottes nicht unter Kontrolle hat, weil er selbst nur ein Teil der Schöpfung ist. Über die Jahrhunderte hinweg hat sich allerdings die Bedeutung von Erntedank geändert. Mit der industriellen Massenherstellung von Lebensmitteln und dem weltweiten Handel wurde das Bewusstsein für die Abhängigkeit von der heimischen Ernte immer geringer und das Fest musste einen Bedeutungsverlust hinnehmen. Erst in den letzten Jahren bekamen die Worte von der "Bewahrung der Schöpfung" mit dem steigenden Umweltbewusstsein der Gesellschaft wieder einen neuen Wert. Erntedank wird mittlerweile mit Umweltschutz oder Entwicklungshilfe verknüpft und mit Solidaritätsaktionen zugunsten notleidender Menschen verbunden. Clemens Dirscherl, Agrarbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland mahnt, an Erntedank die Tiere nicht zu vergessen. "Tiere hätten unabhängig von ihrem Nutzwert "einen eigenen Sinn", auch dafür gelte es zu danken."

 

 

 

Stadtpfarrer Peter König ging bei seinen einführenden Worten zum Erntedankfest sogar noch einen Schritt weiter. Er sprach davon, dass die Gläubigen nicht nur für die sichtbaren Gaben, die in verschwenderischer Fülle vor dem Altar aufgebaut sind, dankbar sein sollten. Vielmehr wollte Pfarrer König den Erntedank auch auf die unsichtbaren Geschenke Gottes ausdehnen. "Was nützt alle die Gaben der Natur, wenn der Mensch keine Liebe erfährt, oder wenn er nicht gesund ist". Und ein ganz wichtiger Punkt lag dem Pfarrer zusätzlich am Herzen: "Wir alle müssen dankbar sein für unsere Kinder, sie sind ebenso wie die sichtbaren Ackerfrüchte ein Geschenk Gottes". Stadtpfarrer König beendete seine Ausführungen mit dem Satz: "Heute am Erntedankfest wollen wir gemeinsam danken, für die Früchte der Erde, für die verschiedensten Begegnungen, für das gute Wort und für die Glaubensgemeinschaft hier in Mariä Himmelfahrt".

 

Evelyne Betz