Frauenbund feierte 105-ten Geburtstag

 

 

 

 

Vilsbiburg. Im Anschluss an eine feierliche Maiandacht mit Eucharistischem Segen in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, fanden sich eine große Anzahl Frauenbundmitglieder zur Geburtstagsfeier im Pfarrheim ein.

Der Frauenbundchor begann den offiziellen Festakt mit einem Frühlingslied bevor Evelyne Betz als Schriftführerin vom Führungsteam eine kurze Laudatio auf den Vilsbiburger Frauenbund hielt.

„Wenn wir auf unser Frauenbund-Geburtsjahr 1914 zurückblicken, sehen wir Frauen, deren Leben sich fast ausschließlich um Kinder, Haushalt und einen dominanten Ehemann drehte. In Amerika gab es zwar mittlerweile einen gesetzlichen Muttertag, aber in Deutschland war es mit Frauenrechten noch nicht weit her.

Seit 1908 war es Frauen gestattet, Mitglied in einem Verein zu werden und die offizielle formale Gleichstellung zwischen Mann und Frau stand erst 40 Jahre später im neuen Grundgesetz der BRD. Was mit dieser Gleichstellung wirklich gemeint war, konnte man 1958 im sogenannten „Hausfrauen-Ehe-Gesetz“ lesen: Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung. Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist.

Selbstverständlichkeiten, wie den Führerschein ohne Erlaubnis des Ehemannes zu machen, zu offiziellen Anlässen einen Hosenanzug tragen, zwischen 22 Uhr und 6 Uhr zur Arbeit gehen, ein eigenes Konto eröffnen oder in der Ehe den eigenen Namen weiterzuführen - das war 1914 alles Utopie.

Wir können die 96 Vilsbiburger Frauen die sich bei der Gründungsversammlung am 8. März 1914 zur Mitgliedschaft im Katholischen Frauenbund entschlossen haben, vor diesem Hintergrund nur bewundern.

In den ersten Vereinsjahren, die ganz im Schatten vom Weltkrieg standen, bestimmte vor allem Wohltätigkeit und die Unterstützung Bedürftiger den jungen Frauenbund, der von der 1. Vorsitzenden Therese Kastl zusammen mit Schriftführerin Ella Lindner und 18 weiterer Vorstands- und Ausschussdamen geleitet wurde.

Und obwohl die Frauengemeinschaft in den Jahren nach dem schrecklichen Krieg selbst nur sehr wenig Geld zur Verfügung hatte wurden, besonders an Weihnachten, arme und kinderreiche Familien unterstützt.

Die Geldentwertung 1924 leerte die magere Vereinskasse dann endgültig und es gab nicht mal mehr einen Kassenbericht. Noch ließen sich die ca. 135 Mitglieder zusammen mit dem neuen geistlichen Beirat, Pfarrer Dr. Götz, nicht unterkriegen. Als jedoch 1939 die langjährige Vorsitzende Therese Kastl verstarb, endeten - nicht zuletzt auf Druck der Nationalsozialisten - alle Vereinstätigkeiten.

1946, ein Jahr nach dem zweiten Weltkrieg, zählte der Frauenbund Vilsbiburg nur noch 8 Mitglieder. Aber der Verein berappelte sich wieder und Agathe Urban, Helene Schmitz, Anni Bettinger und Maria Bergmeier führten - unter anderem mit den Beisitzerinnen Anna Kuhn und Käthe Holubaz - die 105 zahlenden Mitglieder in eine friedliche Zukunft. Vorträge und Festlichkeiten fanden jetzt im Vereinslokal „Cafe Lechner“ statt und obwohl nach der Währungsreform 1948 wiedermal Ebbe in der Frauenbundkasse war, reichten 60 Mark aus Mitgliederbeiträgen und weitere 60 Mark aus Spenden für eine schöne Adventsfeier und zusätzliche „kleine Weihnachtspakerl“ für bedürftige Mitglieder.

Sammlungen für weniger gut gestellte Mitglieder - manchmal auch zusammen mit anderen karitativen Vereinen - bestimmten die 50er Jahre. Sogar bei der ersten Faschingsfeier 1950 wurden gebrauchte Wollsachen für ein bedürftiges Mitglied erbeten.

Mit Deutschland ging es aufwärts und das Wirtschaftswunder bestimmte langsam aber sicher auch das Vereinsleben. Tagesausflüge wurden veranstaltet, es gab Filmvorführungen, Kaffeekränzchen und Faschingsfeiern. Wallfahrten, Einkehrtage und Bittgänge deckten die spirituellen Bedürfnisse ab, spontane „Tellersammlungen“ zeugten von praktizierter Nächstenliebe.

Im Herbst 1975 endete nach 27 Jahren die Ära Maria Bergmeier und für die nächsten 13 Jahre leitete Martha Lipp als erste Vorsitzende zusammen mit geistlichem Beirat Pfarrer Unsicker und aktiven Mitgliedern wie zum Beispiel Martha Berger die Geschicke des Vereins. Einige Dinge aus dieser Zeit gehören noch heute zum Standardprogramm: Das Kuchenbüfett beim Pfarrfest und die Palmbuschenaktion.

Als im Januar 1988 eine jüngere, komplett neue Vorstandsschaft gewählt wurde, zählte der Verein knapp 200 Mitglieder und hatte sich zu einem wichtigen Faktor in der Pfarrei gemausert. Zusammen mit dem jungen geistlichen Beirat Pfarrer Heilmer führten Vorsitzende Hannelore Eichner,  Stellvertreterin Monika Pick, Schriftführerin Traudl Wimbauer, Schatzmeisterin Ella Gruber und sechs Beisitzerinnen den Verein über die Jahrtausendschwelle. Die Aufgaben waren vielfältiger, die Angebote für die Mitglieder moderner - aber die Grundgedanken vom Katholischen Frauenbund: Spiritualität - Engagement - Bildung - Gemeinschaft waren die ganzen Jahre hindurch gleich geblieben.

Auch als 2012 an Stelle einer ersten Vorsitzenden das Führungsteam Anna Brams, Irene Burger und Evelyne Betz das Steuer vom Frauenbund übernahmen waren diese vier Säulen stets die Richtlinie an der sich Führungsteam und Vorstandsschaft orientierten“.

 

 

Mit dem Wunsch, alle Mitglieder mögen auch in Zukunft - genau wie es die Dekoration auf jedem Platz andeutet - dem Frauenbund einen festen Platz im Herzen bewahren, beendete Evi Betz ihre Festrede.

Es folgten noch einige ansprechende Lieder vom Frauenbundchor zu denen Anna Brams und Irene Burger die Texte „Wann ist man glücklich und zufrieden“ und „Kränkungen schreibe in Sand, Gutes graviere in Stein“ vortrugen.

 

 

Bevor das leckere Schmankerl-Büfett freigegeben wurde, gratulierte geistlicher Beirat, Pfarrer König, noch mit einer netten Erzählung und wünschte dem Frauenbund einen guten Weg in die Zukunft.

Dann hieß es endgültig: Wir wollen miteinander fröhlich sein, uns das leckere Essen schmecken lassen, ein gutes Glas Wein trinken - wir wollen ganz einfach unsere Gemeinschaft pflegen.

 

 

Evelyne Betz