Gemeinsamer Monatsabend von KAB und Frauenbund

Pfarrer Schober erzählte „alte Geschichten“

 

Vilsbiburg. In seiner Kindheit, als es noch kein Fernsehen, kein Smartphone und kein Tablett gab, hat  Pfarrer Johann Schober sein Interesse an „Geschichten“ entdeckt. Viele Frauen und Männer, die Pfarrer Schober im Lauf seines Lebens mit alten Überlieferungen versorgt haben, hatten garnicht das Gefühl etwas besonderes in Form von Sagen und Legenden zu erzählen. Für sie waren die mündlichen Überlieferungen, die sich oft über Generationen hinweg erhalten hatten, eben einfach „Geschichten“. 

Mit zwei keinen (derzeit ausverkauften) Büchlein hat Pfarrer Schober seinen Sagenschatz der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Vor ungewöhnlich vielen Zuhörerinnen und Zuhörern von KAB und Frauenbund pickte Pfarrer Schober gespenstisches, unheimliches und unerklärliches über Hexen, Teufel, Irrlichter und die „Wilde Jagd“ aus seiner Sammlung. Da war von Grenzsteinrückern und von schwarzen Hunden die Rede, vom gefallenen Ehemann, der sich „abgemeldet“ hat, von der Mooskuh aus der Münchnerau und vom Veldener Hecht. Schober erzählte die Legende über das eingemauerte Schloßfräulein von Lichtenhaag, von der unaufhörlich läutenden Glocke in der Schloßkapelle Gerzen und von der Entstehung der Wallfahrt zu Wippstetten. Unmittelbaren Bezug zu Vilsbiburg hatte die Geschichte über eine Bauerndirn, bei deren Taufe man einen Fehler  begangen hatte. Zur Strafe musste die bedauernswerte Frau als Drud „ins Drücken“ gehen. Als sie einmal erst nach dem Morgengeläute nachhause kam, musste sie den ganzen Tag als Kröte in einem Pferdestall zubringen und war dabei der Grobheit eines Knechtes ausgeliefert. Ein mitleidiger Stallbursche rettet das Leben der Kröte und wurde viele, viele Jahre  später von einer „Bräuin im oberen Vilstal mit größter Liebenswürdigkeit bewirtet“ - die Bräuin war nämlich die Drud von damals. Eine weitere Erzählung von Pfarrer Schober hatte ebenfalls unmittelbaren Bezug zu Vilsbiburg - der „weizende Graf von Seyboldsdorf“. Zwischen Helmsdorf und Seyboldsdorf geisterte lange Jahre ein erschossener Graf. Weil sich alle fürchteten und bald niemand mehr an der Unglücksstelle vorbeigehen wollte, erteilte anläßlich eines Flurumganges ein Geistlicher an besagter Stelle mit dem Allerheiligsten den Segen. Der Graf fand seine Ruhe und der Spuk hörte auf.  

Auch über die Helmsauer Marie wußte Pfarrer Schober einiges zu erzählen. Man bekam regelrecht Gänsehaut bei der Vorstellung, dass die Hellseherin schon 1939 zu Beginn des 2. Weltkrieges geweissagt hatte: „45 macht da Ami am 1. Mai d' Tür auf“. Auf die Frage „soll das heißen, dass wir den Krieg verlieren“, antwortete die Helmsauerin, „Haderlumpn gwinnand koan Kriag“. Trotz dieser provokanten Vorhersage, wurde die Marie nach einer kurzen Befragung in München, nie wieder von den Braunen Machthabern bedrängt. 

Mit viel Beifall belohnten die Mitglieder von Frauenbund und KAB Pfarrer Schober für den unterhaltsamen Abend. Irene Burger überreichte zusätzlich im Namen vom Frauenbund einen „kleinen Schlaftrunk“ und eine Geldspende.

 Evelyne Betz