Für „Vilsbiburg“ standen nicht die „Biber“ Pate

Pfarrer Schober referierte über den Ursprung unserer Ortsnamen

 

 

Vor einem recht ansehnlichen Zuhörerkreis lieferte Pfarrer Johann Schober aus Adlkofen vor einigen Tagen den Beweis, dass unsere Ortsnamen alles andere als „Schall und Rauch“ sind. Pfarrer Schober widerlegte unter anderem die oft publizierte Meinung, dass „Biberburgen an der Vils“ für unser Vilsbiburg Pate gestanden hätten.

 

Bereits in jungen Jahren entwickelte Pfarrer Schober ein leidenschaftliches Interesse an den Ortsnamen in seinem näheren Umfeld. Mittlerweile ist der Name Johann Schober selbst für renommierte Namensforscher ein Begriff. Gemeinsam mit dem Münchner Dialekt-Forscher Bernhard Stör präsentierte Pfarrer Johann Schober im April 2017 im Staatsarchiv Landshut die Publikation „Die mundartlichen Formen der Siedlungsnamen in Stadt und Altlandkreis Landshut“. Für den Vortragsabend beim Frauenbund beschränkte sich Schober auf Orts- und Hofnamen in und um Vilsbiburg.

Anhand alter Aufzeichnung zeigte er die Entwicklung des Namens der Stadt Vilsbiburg auf - von „Pipurch“ wie der Ort in einer Urkunde aus der Zeit kurz vor dem Jahr 1000 genannt wird, über ein späteres „Biburch“ bis zum ersten „Vilspiburch“ im Jahre 1253 auf. Es waren laut Schober nicht, wie lange angenommen die Biber und deren Burgen an der Vils, die für die Namensgebung herangezogen wurden. Mit dem Wort „Pipurc“ bezeichneten die alten Germane Ringburgen und Umwallungen aus vorgeschichtlicher Zeit auf die sie im Rahmen der Gründung von Siedlungen gestoßen sind.

 

Ganz allgemein erklärte Pfarrer Schober zur Entstehung unserer Ortsnamen, dass die Benennung eines Ortes immer der Orientierung und Unterscheidung dienen sollte und unterschiedliche Informationen vermittelte. In Verbindungen mit den Ortsnamen konnten in der Vergangenheit Lehensrechte, Patronate oder wichtige Abgaben genau zugeordnet werden. Dem Ortsnamen lag stets ein Benennungsmotiv zu Grunde - also ein Merkmal, das nur diesen bestimmten Ort betraf. Dabei konnte es sich um geografische Begebenheiten wie einen Berg oder einen Fluss handeln oder auch um eine vom Menschen errichtete Besonderheit, wie sie eine Burg oder ein Kloster darstellen.

Viele gebräuchliche Ortsnamen beziehen sich auch auf die dort siedelnde Sippe; hierher gehören die auf -ing endenden Ortsnamen. Die germanische Nachsilbe -ing, verbunden mit einem Vornamen, bezeichnete einen Ort als Siedlung der „Nachkommen/Leute/Sippe“ des Soundso. Aber auch die Endungen -hausen, -heim und -hofen bei Ortnamen sind Zeugnisse frühmittelalterlicher Siedlungstätigkeit, benennen Orte nach der dort siedelnden Sippe eines Gründers, bedeuten also „bei den Häusern/dem Heim/den Höfen des Soundso“. Spezielle kirchliche Bezüge sind aus Namenszusätzen wie „Pfarr“, „Kirch“ und „Kloster“ oder einem „Sankt“ abzuleiten.

 

Von A wie Achldorf bis Z wie Zeiling ging Pfarrer Schober bei seinem Referat auf viele Ortsnamen der Umgebung von Vilsbiburg ein. Während für „Braunsberg“ der Ursprung im Flurnamen „brauner Berg“ noch leicht nachvollziehbar ist, verhält es sich mit der Erklärung der Namen Groß- und Kleinmaulberg schon wesentlich komplizierter. Laut Pfarrer Schober geht der Name auf den Begriff „Maulvieh“ zurück. Der Name „Maulberg“ bezeichnet demnach einen Berg (oder Hügel) wo sich herrenloses Vieh - also Maulvieh - aufhält.

Kleinrauchenstein hat - anders als der Name vermuten lässt - nichts mit Rauch zu tun. Mit dem Begriff „rouch“ wurde eine unebene Stelle mit niederem Gebüsch bezeichnet, „stein“ könnte auf eine Burganlage hinweisen. Vermutlich hat aber ein Siedler Namens Rauchensteiner den Namen mitgebracht. Überraschend war die Deutung des Namens Hippenstall. Der ursprüngliche Flurname weist „einen Rastplatz für Ziegen“ aus. „Heppe“ war ein alter Name für Ziege während der ursprüngliche Flurname für Goldbrunn eine Wasserquelle für Jungvieh bezeichnet.

Interessant war auch die Erklärung, wie aus „Horbach“ - gemeint ist damit ein kleiner, schlammiger Wasserlauf - unser Haarbach beziehungsweise Frauenhaarbach wurde: Ein Bach ist auch heute noch ein Bach und der Zusatz „hor“ stand für schmutzig oder schlammig. Zur Unterscheidung von Haarbach wurde für Frauenhaarbach der Hinweis auf das Frauenpatronat der Ortskirche Maria Himmelfahrt zugefügt.

 

Obwohl die detaillierten Ausführungen von Pfarrer Schober schon eine gewisse Aufmerksamkeit erforderten, waren alle Zuhörerinnen und Zuhörer von dem Vortrag sehr angetan. Irene Burger vom Frauenbund-Führungsteam bedankte sich bei Schober mit einer Spende und einer flüssigen Aufmerksamkeit aus dem Fair-Laden. Gleich an Ort und Stelle wurde für Oktober 2019 ein weiterer Vortrag mit Pfarrer Schober „Legenden, Sagen und Aberglauben im Altlandkreis Vilsbiburg“ vereinbart.

 

Evelyne Betz