Frauenbundausflug ins Bayrische Oberland

Ruhestandspfarrer Hans Koller erzählt die Geschichte von Dietramszell

 Ein fast komplett ausgebuchter Bus startet vor einigen Tagen im Rahmen des Frauenbund-Jahresausflugs Richtung Bayrisches Oberland. Die altehrwürdigen Klöster Dietramszell und Reutberg hatten neben zahlreichen Vereinsmitgliedern auch weitere interessierte Frauen und sogar einen Mann zum Mitfahren verlockt. Die Ausflügler durften sich, vor allem am Nachmittag, bei Sonnenschein und guter Fernsicht am "Bilderbuch-Bayern" erfreuen.

 

Die vorangegangenen Regentage am Pfingstwochenende ließen die Verantwortlichen für den Frauenbundausflug Schlimmes befürchten. Aber scheinbar galt einmal mehr das Sprichwort "Wenn Engel reisen, lacht der Himmel". Vorsichtshalber hatten die Frauen Pater Robin dabei, mit dem klitzekleinen Hintergedanken, dass die Bitte um gutes Wetter von einem Pater vielleicht noch wirkungsvoller sein könnte.

 

Erstes Ziel der Tagestour war die Klosterkirche von Dietramszell. Im elften Jahrhundert hatten Benediktiner Mönche vom Tegernsee an der "Egerlingerfurt" mit dem Bau einer klösterlichen Niederlassung begonnen. Die Stiftung entwickelte sich zu einer Chorherrenprobstei, in der nach den Regeln des heiligen Augustinus gelebt wurde. Der Dietramszeller Ruhestandspfarrer Hans Koller hatte sich bereit erklärt, dem Frauenbundtrupp die Geschichte von Kirche und Kloster näher zu bringen und er erledigte diese Aufgabe mit so viel Engagement und mit einer so unnachahmlichen Redebegabung, dass die geplante Kirchenführung auch nach einer Stunde noch nicht langweilig war. Nur ungern nahmen die Ausflügler/innen von Pfarrer Koller - der übrigens einige Jahre als Seelsorger in Landshut tätig war - Abschied. Aber der Bus musste halt pünktlich in Reutberg sein, weil die Vilsbiburger im Klosterbräustüberl zum Mittagessen erwartet wurden. Der Schweinsbraten und die Schnitzel schmeckte zusammen mit einem Bier oder einem Radler aus der, fast 350 Jahre alten Klosterbrauerei ganz hervorragend. Die Bezeichnung "Bräustüberl" geht übrigens ein bisschen an den Tatsachen vorbei: "Vor einem Ausblick der seinesgleichen sucht" hat allein der Biergarten Platz für ca. 600 Gäste - und trotz dieser Größe bietet das Klosterbräustüberl von Reutberg freundlichen Service und gute Qualität.

 

Nach dem Essen, besuchten die Frauen samt männlicher Begleitung die unmittelbar neben dem Gasthof gelegene Kosterkirche "Mariä Verkündigung". Hervorgegangen aus einer kleinen Kapelle, die für ein Gnadenbild aus Loretto auf "dem schönsten Platz nördlich von Sachsenkam" errichtet wurde, nagt an der heutigen Kirche und am Kloster ganz schlimm der Zahn der Zeit. Der Verein "Freunde des Klosters Reutberg" bemüht sich seit Jahren "den bedeutenden spirituellen Ort im Oberland" zu unterstützen - aber die Franziskanerinnen im Kloster sind in einem Alter, in dem es immer schwieriger wird, die anfallenden Arbeiten zu bewältigen. Dazu kommen noch große Geldsorgen, da die überfällige Renovierung von Kirche und Kirchturm fast nicht mehr aufgeschoben werden kann. Das Kircheninnere ist stark verrußt, Farbe blättert ab und Risse durchziehen Wand und Decke. Trotz  dieser gravierenden Verfallserscheinungen ist das Grab von Schwester Fidelis das Ziel vieler Wallfahrer. Die aus Kempten stammende Schwester Fidelis Weiß hatte intensive mystische Visionen. Als sie 1923 im Alter von 40 Jahren im Kloster Reutberg verstarb, war sie für viele Menschen bereits eine Heilige. Im Lauf der Jahre wurden Gebetserhörungen aus vielen Teilen der Welt an das Kloster gemeldet. Papst Benedikt XVI. hat Schwester Fidelis am 1. Juni 2007 den heroischen Tugendgrad verliehen.

 

Nach dem Besuch der Klosterkirchen und dem gemeinsamen Mittagessen konnten die Frauenbundfrauen samt ihren männlichen Begleitern den Aufenthalt in Bad Tölz und in der Ortschaft Tegernsee nach eigenem Gutdünken gestalten. Je nach persönlichem Interesse standen ein Spaziergang entlang der Seepromenade oder auf den Tölzer Kalvarienberg, Kaffeetrinken, Eisessen oder einfach die Seele baumeln lassen, auf dem Programm.

 

Evelyne Betz