Besuch einer Gruppe aus Vilsbiburg beim Besuch in Korsimoro
Wissenswertes
über Burkina Faso
Burkina Faso liegt in der Sahelzone und ist eines der ärmsten Länder der Welt.
Das Land ist gezeichnet von Dürre, Armut und Hunger. Burkina Faso ist aber auch
ein Land, in dem eine Vielzahl von Stämmen und Rassen friedlich zusammenleben.
Seit 1985 nennt sich das frühere Obervolta "Burkina Faso", das heißt
übersetzt "Land der Aufrechten". Auf einer Fläche von 247 000
km² leben 8,8 Millionen Menschen. 85% leben von der Landwirtschaft.
60% der Burkinabes bekennen sich zur
traditionellen Naturreligion, 25% sind Muslime und 10-15% leben als Christen.
Das Land wurde vor 100 Jahren evangelisiert, damals war es noch französische
Kolonie. Deshalb ist auch die Amtssprache heute noch französisch. Neben den
verschiedenen Stammessprachen wird Englisch und Arabisch als Handelssprache
benutzt.
Fr. Eichner mahlt Hirse |
Die Reisegruppe mit einem Dorfältesten |
Der Bischof umzingelt von Bayr. Kultur |
Die Gruppe beim Besuch in der Pfarrei Korsimoro |
Fr. Landendinger schüttelt Hände |
Erdnussernte |
Ein
Stück Freundschaft ist gewachsen
Reisegruppe der Pfarrei
berichtete vor vollem Haus über ihren Aufenthalt in Burkina Faso.
Dass die Partnerschaft der Pfarrgemeinde mit der Pfarrei St.Paul, Korsimoro, von
den Pfarrangehörigen mitgetragen wird, zeigte der überwältigende Besuch des
Informationsabends der Burkina-Reisenden am Montag im Pfarrheim. Stadtpfarrer
Siegfried Heilmer begrüßte hocherfreut seine Gemeinde und stellte fest, dass es für eine Pfarrei ein gutes Zeichen sei,
dass sie sich nicht nur um die eigenen Bedürfnisse sorgt, sondern über ihre
Grenzen hinaus ihre Verantwortung für die Weltkirche wahrnehme. Der Seelsorger
blendete zurück in die Anfänge des Partnerschaftsprojektes und erinnerte auch
an den verstorbenen Mitbegründer Konrad Berger. Im Missionskreis wurde der
Anstoß für eine derartige Überlegung gegeben. Für das Heilige Jahr 2000
wollte die Pfarrei ein besonderes Zeichen für das neue Jahrtausend setzen.
Genau in diese Zeit der Überlegung kam eine Anfrage von Missio München, ob die
Pfarrei in eine Partnerschaft mit der westafrikanischen Pfarrei Korsimoro treten
würde. Die Entscheidung fiel positiv aus und so begann in kleinen Schritten
eine Partnerschaft, die jetzt durch den Besuch der Vilsbiburger Gruppe eine
intensivere Beziehung bekam.
In einer lockeren und humorvollen Art stellte sich die Reisegruppe vor. Aus
München waren Heidrun Göttler, Projektleiterin von Missio, sowie Katharina
Wolf vom weltkirchlichen Referat der Diözese gekommen. Beide bereiteten die
Reise für die Gruppe vor und
begleiteten sie im Auftrag von Missio. Kaplan Reinhard Röhrner,
Pfarrgemeinderatsvorsitzende Hannelore Eichner, Kirchenmusikerin Dagmar Kratzer,
Stadtpfarrmesner Lorenz Priglmeier und Anastasia Landendinger reisten als
Botschafter der Pfarrgemeinde nach Burkina Faso.
Hannelore Eichner und Lorenz Priglmeier trugen an diesem Abend typische
Landestracht aus Burkina Faso. Dagmar Kratzer stellte sich mit ihrer kunstvoll
geschnitzten Trommel vor, die sie aus Afrika mitgebracht hat. Anastasia
Landendinger gab den Anwesenden mit ihren Dias in einem zweistündigen Vortrag
einen umfassenden Einblick in das Leben und in die Kultur der Menschen der
Region Kaya. Allerdings habe sie keine Bilder von ihrer Not, da sie eine gewisse
Scheu und der Respekt vor ihnen abgehalten habe, zu fotografieren. Ihre Bilder
zeigten die Gastfreundschaft und die Liebenswürdigkeit der Menschen, aber auch
das großartige Engagement der katholischen Kirche.
So wurden die Vilsbiburger von Bischof Kabore und einem großen Empfangskomitee
am Flughafen willkommen geheissen. Die Gruppe wohnte im Bildungs- und Gästehaus der Diözese Kaya. Father Isidor, der
Projektleiter der Diözese, hatte das Programm für die Vilsbiburger
zusammengestellt und begleitete die Gruppe während ihres zehntägigen
Aufenthalts. Er versuchte die verschiedensten Projekte kirchlicher
Entwicklungshilfe zu zeigen und den Gästen auch detaillierte Eindrücke
darüber zu vermitteln. Anastasia
Landendinger zeigte Bilder von der Stadt Kaya mit 40.000 Einwohnern, die bis
heute noch keine Teerstraße hat. Außerdem gibt es dort auch keinen
einzigen Arzt, die Gesundheitsfürsorge übernehmen Ordensschwestern in ihrer
Krankenstation. Sie zeigte auch typische Bilder des afrikanischen
Marktgeschehens, wo vor allem Frauen ihre Erzeugnisse anbieten. Die Zuschauer
sahen die Rundhütten einer traditionellen afrikanischen Familie, aus Lehmziegel
gebaut und mit Schilf gedeckt. Ihr Anwesen ist abgegrenzt, so dass jede Familie
ihren eigenen Hofraum hat. In diesem Hof leben natürlich auch die Haustiere,
wie Kühe, Ziegen, Schweine und Hühner. Die Kinder leben mit den Frauen in
einer Hütte, sobald sie aber geschlechtsreif werden, wechseln Jungen und
Mädchen in getrennte Hütten.
Ein wichtiger Besitz einer Familie oder einer Dorfgemeinschaft sind die
Getreidespeicher. Sie sind auf Holzpfähle gebaut, damit das Getreide trocken
bleibt. Diese Getreidespeicher haben
zum Teil kunstvoll geschnitzte Holztüren, die mit Ornamenten afrikanischer
Kultur versehen sind.
Auf dem Wunschzettel der Reisegruppe stand auch eine Begegnung mit dem
Frauenbund von Kaya, der seit 1998 existiert. Die Präsidentin des Frauenbundes
bot mit ihren Frauen ihre ganze Gastfreundschaft auf und informierte die Gäste
über die Aktivitäten ihres
Verbandes. Die Frauen, meist sehr gebildet, leisten enorme Aufklärungsarbeit,
z.B. in Familienplanung, Gesundheitsfürsorge, Aids und Gesellschaftspolitik.
Der Wunsch von Hannelore Eichner, eine Partnerschaft mit diesen Frauen
einzugehen, nahm konkrete Gestalt an. In Zukunft wird sich der Vilsbiburger
Frauenbund mit den Frauen aus Kaya austauschen und ihnen in ihren Aufgaben zur
Seite stehen.
Ein besonderes Projekt, das die Gruppe besuchte, war das
Katechistenausbildungszentrum Tougouri. Die Reisenden berichteten von einem
überaus herzlichen Empfang. In diesem Zentrum wurden bisher 189
Katechistenehepaare ausgebildet. Derzeit sind 42 Paare mit 130 Kindern zur
vierjährigen Ausbildung dort. Nach ihrem Abschluss werden sie in ein Dorf
gesandt und leben mit den Bewohnern ihren Glauben.
Sie geben aber auch ihr erworbenes Wissen über Landwirtschaft, Gemüseanbau und
Handwerk, Hauswirtschaft und Hygiene an die Dorfbewohner weiter. Anschließend
sah die Gruppe ein Ernährungszentrum, wo unterernährte Mütter und ihre Kinder
beraten und wieder "aufgepäppelt" werden.
Danach waren die Vilsbiburger schockiert, beim Besuch eines Hauses für
"alte Frauen", die in ihren Dörfern als Hexen gebrandmarkt und
ausgestoßen wurden. Diese Frauen fühlten sich durch den Besuch der Gruppe so
geehrt, dass sie ihr Festkleid anzogen und als Geschenk eine Tüte Erdnüsse
überreichten.
Besuch
in der Partnerpfarrei
Ein bedeutender Tag war für die
Vilsbiburger der Weltmissionssonntag, den sie in der Partnerpfarrei Korsimoro
verbrachten. Nach einem großen Empfang durch die drei Priester und Honoratioren
der Gemeinde begann der zweistündige Gottesdienst. Die Gruppe erlebte wie
überall einen lebendigen Glauben mit allen Sinnen. Die Burkinabes sind stolz,
Christen zu sein. Überrascht waren die Gäste, als die Gläubigen am Ende des
Gottesdienstes auch ihren Obolus für die Weltkirche spendeten.
Anschließend besichtigten die Vilsbiburger die Gebäude, die ja von der Pfarrei
Vilsbiburg finanziert wurden. Auf einer Pinwand hatten die Verantwortlichen
Fotos vom Entstehen der Gebäude, von den Spendern und Partnern und der
Einweihung der neuen Pfarrei zusammengestellt.
Viele Gemeindemitglieder waren 50 km zu Fuß zum Gottesdienst gekommen, um die
Besucher aus Vilsbiburg kennen zu lernen. Vor einem grandiosen Mittagessen mit
100 Personen, zu dem jede Familie beigetragen hatte, führten ausgewählte
Männer den traditionellen Huldigungstanz auf.
Am Nachmittag fand dann ein Gespräch mit den Priestern und den Projektleitern über die künftige Weiterentwicklung der
Partnerschaft und der geplanten Projekte statt. In weiterer Zukunft wird das
Seelsorgeteam an den Bau einer neuen Kirche denken müssen, da die schon
bestehende für die große Pfarrei viel zu klein ist. Weitere Maßnahmen sind
die Einrichtung des neuen Pfarrzentrums, der Bau eines neuen Brunnens und die
Errichtung eines Jugendzentrums.
Am nächsten Tag bekam die Gruppe dann Einblick in eine typische Buschpfarrei in Nungu, einer Außenstation von Korsimoro.
Ein vorbildliches Katechistenehepaar begrüßte die Gäste "mit großem
Bahnhof" schon am Dorfeingang und geleitete sie zur
Kirche, wo Kaplan Reinhard Röhrner zwei kleine Jungen taufte.Danach folgten
zwei Einladungen bei den Dorfchefs und als Gastgeschenk bekam die Gruppe ein
lebendes Huhn.
Natürlich war für die Gäste auch die Besichtigung des Staudammes in der Nähe von Korsimoro wichtig. Dort, wo durch ein
kluges Bewässerungssystem die Felder bewässert werden, wachsen Reis, Gemüse
und Obst.
Es folgte noch die Besichtigung einer katholischen Grundschule, eines
Mädchenpensionats und eines Heimes,
in das Mädchen flüchten, die von ihren Eltern zwangsverheiratet oder zur
Beschneidung gezwungen werden. Dieses Haus wird ebenfalls von katholischen
Schwestern geleitet.
Dagmar Kratzer und Lorenz Priglmeier hatten ihre Instrumente, ein Akkordeon und eine Trompete mitgenommen. Zum Dank für
die Gastfreundschaft der Afrikaner spielten sie jeweils ein Ständchen und
öffneten damit die Herzen der Menschen. Übereinstimmend stellte die Gruppe
fest, dass die Musik über Sprachbarrieren hinweg doch das völkerverbindendste
Element sei.
Mit viel Applaus wurde der Reisebericht, den alle Teilnehmer abwechselnd
kommentierten, belohnt. Stadtpfarrer Heilmer dankte der Gruppe, die neue
Kontakte knüpfte, die sicher bereichernd für die Partnerschaft seien. Sein
Dank galt auch Heidrun Göttler und
Missio München. Mit dem Dank
an die ganze Pfarrei, die bisher das Projekt so großartig mitgetragen hat und
mit der Bitte, dies auch weiterhin zu tun, schloss Stadtpfarrer Heilmer den
interessanten Abend.
Wer
gerne für das Projekt Korsimoro spenden möchte, hier die Bankverbindung:
Sparkasse Vilsbiburg, BLZ 74350000, Konto Nr. 3067432
Martha Berger