Gründungsversammlung des Orgelbauvereins Vilsbiburg Mariä Himmelfahrt
Von Siegfried Rüdenauer, Vilsbiburger Zeitung
Vilsbiburg. Ein Orgelkonzert, in dem Kompositionen wie die „Toccata und Fuge in d-Moll“ von Johann Sebastian Bach und „Transports de Joie“ von Olivier Messiaen zu hören sind, fände sicher ein begeistertes Publikum in der Stadtpfarrkirche. Bis dahin werden aber noch Jahre vergehen, denn ohne neue Orgel bleibt echter Musikgenuss reine Phantasie. Einen Schritt in Richtung Neubau unternahmen am Dienstag 26 Frauen und Männer mit der Gründung des Orgelbauvereins Mariä Himmelfahrt.
Chef des neuen Vereins ist Dr. Dieter Gahabka, sein Stellvertreter heißt Hermann Vogelgsang. Zum Schatzmeister wurde Bernhard Pannermayr gewählt, zur Schriftführerin Martina Weiß. Pfarrer Peter König und Organistin Martina Strobl gehören dem Gremium ebenfalls an. Kassenprüfer sind Rosmarie Winkler und Pfarrgemeinderatssprecher Josef Fritz.
Abgesang auf 60 Jahre altes Instrument
Orgelbauverein setzt Impuls für neue und würdige Königin der Instrumente
Sie und ihr Mitstreiter erleben schon lange schmerzlich, dass das, was derzeit aus den Orgelpfeifen ertönt, weder für Organisten noch für Kirchenbesucher erbaulich ist. Im Gegenteil: Die Nenninger-Orgel, die seit 60 Jahren in der Stadtpfarrkirche steht, befindet sich in einem erbärmlichen Zustand. Oft klingt die Orgel verstimmt. Oder sie funktioniert überhaupt nicht: Vor knapp zwei Monaten, am ersten Weihnachtsfeiertag, fiel die sonst so als „Königin der Instrumente“ Gerühmte aus.
Zu wenig Stimmgänge
Organistin Martina Strobl machte bei der Gründungsversammlung im Pfarrheim am Dienstag deutlich, weshalb eine neue Orgel nötig ist. Die Kirchenmusikerin verglich das Instrument mit einem Haus, in dem man über Stockwerke, Treppen und Gänge in die einzelnen Zimmer gelangt. Derlei Gänge sind auch in einer Orgel üblich. Aber das Modell, das 1960 eingebaut wurde, stellt jeden, der Pfeifen stimmen oder Wartungsarbeiten erledigen will, vor ein riesiges Problem: Weil es zu wenig Stimmgänge gibt, kommt man nicht überall hin. Das sorgt buchstäblich für schlechte Stimmung.
Ebenfalls schlecht auf die Stimmung wirkt sich die Konstruktion der Windanlage aus. Diese Anlage befindet sich in einem Außenzimmer, die Pfeifen indes stehen im beheizten Kirchenraum. „Früher war das kaum ein Problem“, sagte Martina Strobl. Vor 60 Jahren wurde die Kirche nicht so beheizt wie heute. Hinzu kommt, dass mittlerweile auch die Bälge porös sind.
Diese und weitere Probleme fasste die Organistin so zusammen: „Wir können nicht mehr schön spielen.“ Bei manchen Pedaltasten sei rohe Gewalt nötig. Das D-Pedal funktioniert überhaupt nicht mehr, weshalb Martina Strobl den Fuß eine Oktave tiefer ansetzt. Wenn alle Koppeln gezogen sind, ist auch viel Handkraft nötig.
Immer wieder haben Orgelbauer versucht, das Instrument in der Kirche auf Vordermann zu bringen. Aber wegen besagter Konstruktionsprobleme war vieles Stückwerk, der Gesamtzustand blieb bedenklich. „Alle Register können nicht mehr gezogen werden“, sagte die Organistin. Das Register Bauernbäßlein 2’ zum Beispiel ist gar nicht mehr in Betrieb. Der Zustand der Nenninger-Orgel ist seit 2007 vier Mal begutachtet worden. Einer der Gutachter, der Orgelbaumeister Armin Ziegltrum, schrieb im Herbst 2017: „Die gebrochene Schleife des Bauernbäßlein 2’ konnte nicht repariert werden, da dies eine mehrtägige Maßnahme von zweifelhaftem Nutzen bedeutet hätte.“ Ziegltum attestiert in seiner Expertise dem damaligen Orgelbauer einen grundlegenden Fehler: mehr Wert auf Platz für Chor und Orchester gelegt zu haben, „als etwas Raum im Inneren für Wartung und Stimmung vorzusehen“. Deshalb sei die Orgel im Grunde unpflegbar. Den Zustand des Instruments bewertet Ziegltrum so: „Sein heutiger Zustand kann nur als desolat bezeichnet werden, einer Stadtpfarrkirche nicht angemessen.“ Die Sonntagsgottesdienste sollen aber auch künftig mit Orgelbegleitung gefeiert werden, auch wenn die gravierenden Einschränkungen bleiben.
Im März steht ein Termin mit dem Orgelsachverständigen Gerhard Siegl von der Diözese Regensburg an. Zuschüsse von dort in Höhe von 45 Prozent können die Vilsbiburger gut gebrauchen. Kirchenpfleger Tobias Gmeineder sagte bei der Gründung des Orgelbauvereins denn auch: „Die Finanzierung wird die größte Herausforderung werden.“ Seit Neubau des Trauerhauses handle es sich um die größte Ausgabe der Kirchenverwaltung. Als das Trauerhaus im Juli 2010 eingeweiht wurde, lagen die Brutto-Gesamtkosten bei 875 000 Euro.
Der Vorsitzende des neuen Vereins, Dieter Gahabka, arbeitet im Alltag als Orthopäde. Der Neubau der Orgel ist ihm aber nicht nur als Freizeitmusiker eine Herzensangelegenheit: „Wichtig ist, dass wir unseren eigenen Gottesdienst so gestalten können, dass er uns erhalten bleibt.“ Gahabka betonte, dass die Spendensammlungen und Aktionen des Orgelbauvereins nicht als Konkurrenz zu anderen kirchlichen Projekten verstanden werden dürfe.
Dem Herrgott zur Ehr’
Vor dem Hintergrund der anstehenden Renovierung der Nikolaus-Kirche in Herrnfelden sagte Pfarrer Peter König am Dienstag: „Es ist das erste Mal in meinen 34 Jahren als Priester, dass ich bei der Gründung eines Orgelbauvereins dabei bin.“ Es sei klar, dass die Pfarrei nicht in der Lage sei, über eine halbe Million Euro aufzubringen. Aber Rücklagen müssten gebildet werden. König sprach auch über immer weiter sinkende Kirchenbesucher-Zahlen. Er folgerte daraus dies: „Umso wichtiger ist eine Orgel, die funktioniert.“ Spenden sammeln und sich sonst für eine neue Orgel einzusetzen, sei kein Selbstzweck, sagte König. Denn: „Sie machen es nicht für den Pfarrer, sondern wegen dem Herrgott und zur Erbauung der Gläubigen in Vilsbiburg.“
Kassenprüfer Josef Fritz war begeistert, dass so viele Leute zur Vereinsgründung gekommen waren. Zur Finanzierung der neuen Orgel wünschte er allen viel Erfolg. „Und ich wünsche, dass die Organisten bald wieder voll in die Tasten hauen können !“ Wer sich über den Orgelbauverein Mariä Himmelfahrt informieren oder beitreten möchte, kann sich an den Vorsitzenden Dr. Dieter Gahabka wenden. Er ist im Internet unter dieter.gahabka@t-online.de zu erreichen.