Künstlerisches Konzept für das Trauerhaus der Öffentlichkeit vorgestellt
Von Georg Soller, Vilsbiburger Zeitung
Vor einigen Tagen sind
die Arbeiten für das geplante neue Trauerhaus auf dem städtischen Friedhof in
die konkrete Phase getreten. Nach dem Abriss des alten Leichenhauses beginnen in
den nächsten Wochen die Bauarbeiten für den Neubau. Am Sonntagvormittag hat
Bernhard Lutzenberger das Kunstkonzept für den Neubau vorgestellt. Dabei wurde
erneut deutlich, dass sich einige Vilsbiburger noch an die moderne Konzeption
gewöhnen müssen.
Mit dem Projekt des Trauerhauses betritt die Pfarrei absolutes Neuland. Ihm sei
in ganz Deutschland nicht Vergleichbares bekannt, sagte Lutzenberger, der
zusammen mit seiner Frau seit 20 Jahren bundesweit im Bereich der künstlerischen
Gestaltung von sakralen Räumen arbeitet. Das Besondere des Vilsbiburger
Bauvorhabens sei, dass man hier erstmals dem persönlichen Abschiednehmen von dem
Verstorbenen viel Raum und Zeit gibt: "Üblicherweise muss das oft in weiß
gekachelten Räumen auf fünf Minuten passieren."
Wie bereits berichtet, ist das Trauerhaus - das sich schon vom Namen her von
einem Leichenhaus unterscheiden will - in drei Teile gegliedert. Es gibt die
Aufbewahrungsräume von den Toten, dann im Zentrum den von außen nicht
einsehbaren Abschiedsraum mit Garten und schließlich die öffentliche
Aussegnungshalle.
Sowohl das architektonische Lichtkonzept wie auch jetzt die Überlegungen der
Lutzenbergers zielen darauf ab, für diesen letzten Abschied besonders angenehme
Räume zu schaffen. Von der Form her ist das zentrale Symbol des christlichen
Glaubens, das Kreuz, allgegenwärtig. Im ovalen Abschiedsraum soll ein raumhohes
Kreuz den Trauernden Halt geben. Das Kreuz wird als eine Aussparung in der Wand
werden, die mit Alabaster gefüllt wird; damit kann von außen Licht durch das
Kreuz in den Raum fallen. Die Auferstehung durch den Gekreuzigten steht im
Zentrum des Glaubens.
Noch ausgeprägter will Lutzenberger das Kreuz als Anfang (Alpha) und Ende
(Omega) unseres Lebens in der Aussegnungshalle darstellen. Die Stirnseite mit
dem Altar soll von einer "besonderen Wand" geprägt sein, in der erneut ein
raumhohes Kreuz in der gegossenen Betonwand ausgespart und mit Gold ausgelegt
werden soll. Diese Wand soll bereits von außen zu sehen sein: Zum Friedhof hin
gibt es in der Aussegnungshalle keine Wand, sondern eine komplette Glasfront:
"Die Aussegnungshalle soll ein großer, heller, lichtdurchfluteter Raum werden."
Die Glaswand zum Friedhof hin ist ebenfalls durch ein raumhohes Kreuz sowie die
griechischen Schriftsymbole für Alpha und Omega geprägt. Um dieser Glaswand eine
dritte Dimension zu geben, besteht die Seite im Rauminneren aus mattem Glas, die
Außenseite wird über und über mit handschriftlichen Bibelzitaten bedeckt, die
man lesen kann.
"Ein Gedanke, der mich wirklich anrührt", sagte Stadtpfarrer Siegfried Heilmer,
"ist der: Die Menschen gehen aus der Aussegnungshalle durch dieses klare Kreuz
hindurch zur Auferstehung."
Die Besucher der Präsentation nutzten die Diskussion auch zur Auseinandersetzung
mit der modernen Architektur. Es wurde das Fehlen eines Turmes beklagt und die
sehr moderne Gestaltung der Baukörper hinterfragt: So füge sich der Neubau gar
nicht in das bestehende Umfeld ein, hieß es.
Das Symbol des Glaubens
Stadtpfarrer Siegfried Heilmer und Architekt Stephan Birnkammer erläuterten dazu
ihr Bemühen, dem inhaltlichen Ansinnen des Trauerhauses eine zeitgemäße Form zu
geben. Wie man in vielen alten Städten beobachten könne, sagten sie, sei ein
starker architektonischer Kontrast sinnvoller als eine "angepasste" Bauweise.
"Wir bauen ja nicht für die Vergangenheit, sondern für die Zukunft", sagte der
Stadtpfarrer. Und deshalb müsse man sich bemühen, mit den Mitteln der aktuellen
Architektur sein Vorhaben zu realisieren. Und es gebe keine Vorbilder: "Das ist
das erste Mal, dass so etwas gebaut wird."